Im falschen Film

Meine Hand gleitet fest über das kühle Metallgeländer, markiert meinen Anspruch auf das Reich, das vor mir liegt. Die roten Fingernägel funkeln im schummrigen Licht wie blutige Rubine, als ich mich langsam in die Dunkelheit begebe. Schier endlos scheint sich die steinerne Treppe vor mir zu winden. Eine Spirale der Vorfreude, der Kontrolle, jede Stufe ein neuer Abgrund des Verlangens.

Schwebend und würdevoll mache ich mich auf den Weg zu ihm. Der Latex, der meine Beine verhüllt, glänzt wie polierter, schwarzer Marmor, schimmert im dämmrigen Licht. Jeder Schritt ist ein bedächtig gesetztes Ausrufezeichen meiner alles verschlingenden Macht. Jede Bewegung berechnet, jedes Heben und Senken meiner Ferse ein unausweichlicher Befehl. Die Luft vibriert schwer in Erwartung, und ich bin die Dirigentin dieses symphonischen Spiels. Bald… sehr bald wird er sich unter meiner Kontrolle winden.

Das leise Knarzen des engen Stoffes an meinen Schenkeln verschmilzt mit dem rhythmischen Paukenschlag meiner Stilettos. Die Kälte des Steins erbebt kurz bei jedem Auftritt meiner Absätze, das Echo scharf und präzise wie ein Peitschenknall in der Stille. Meine Dominanz ist allgegenwärtig, ihr Klang beherrscht den Raum.

Ich bleibe auf dem Podest stehen und lasse den Blick über mein Reich schweifen. Der Keller breitet sich vor mir aus wie ein dunkler Samtmantel, der in geheimnisvollen Falten liegt. Die Luft ist dicht und schwer, durchtränkt vom Duft nach Leder und poliertem Holz. Stille Versprechen, die in den Schatten schweben und nur auf meinen Befehl warten.

Ich atme tief und bewusst ein, spüre, wie sich meine Brust unter den engen Grenzen meines Korsetts hebt. Der Stoff knarrt leise, eine sanfte Erinnerung an die Rolle, die mich erwartet. Erregung fährt durch mich wie ein elektrischer Funke. Ein Lächeln kräuselt meine Lippen. Gleich… gleich werde ich unsere Spielzeit beginnen – und vollständig beherrschen.

Ich setze meine Prozession fort. Jeder Schritt ein weiterer Schlag des unsichtbaren Takts, der ihn tiefer in den Sog meiner Macht zieht. Mein Herz schlägt schneller, ungeduldig. Ich nehme die letzte Stufe. Gleich!

Der Absatz trifft scharf auf den kalten Steinboden. Wie ein einsamer Schuss hallt der Knall durch die Stille. Die Zeit des Wartens ist vorbei! Jeder Schritt, jedes Geräusch ein weiterer Stempel meiner Dominanz, den ich ihm aufdrücke. Ein hungriges Lächeln, meine Hüften schwingen geschmeidig – ich schreite auf ihn zu.

Die Szenerie ist in goldenes Zwielicht getaucht. Die Schatten tanzen an den Wänden, als wären sie Lebewesen, die sich um uns herum winden. Mein Weg führt mich unaufhaltsam in die Mitte, wo er gefesselt und hilflos dahockt. Die Binde macht ihn blind. Ein Bittsteller. Völlig ausgeliefert. Er wartet auf meine Gnade – oder vielleicht auf seine Verdammnis.

Als ich näherkomme, weide ich mich am Anblick seiner großartigen Gestalt. Er strahlt eine Aura angestauter Energie und frustrierter Sehnsucht aus. Wie ein wilder Hengst, der im Zaumzeug tobt, voller Verlangen, sich zu befreien, seiner ungezügelten Leidenschaft freien Lauf zu lassen.

„Sklave!“ Meine Stimme schneidet durch die Stille. Ich eröffne das Spiel. „Bist du bereit, alles zu geben? All meine Wünsche zu erfüllen?“ Die Inquisition beginnt.

Sein ebenmäßiges Gesicht, vorher eine Maske eiserner Selbstbeherrschung, zerbricht, sobald er meine Stimme hört. Die Sehnen in seinem Hals treten hervor wie gespannte Kabel, und seine Antwort kommt mit der Inbrunst eines Gebets: „Ja, Herrin.“

„Wir werden sehen.“, steche ich durch die Dunkelheit. Ich strecke einen Finger mit rot lackierter, langer Spitze aus, fahre die scharfe Linie seines Kieferknochens nach. Mein Nagel gleitet streng über das stoppelige Gelände, hinterlässt Gänsehaut auf seinem gesamten Körper. Ich genieße sein Zittern unter meiner Berührung. Seine Kehle verkrampft sich einmal, zweimal – ein unterdrücktes Seufzen kämpft sich den Weg durch seine gepressten Zähne. Er kämpft darum, stumm zu bleiben. Die Sehnen in seinem Hals pulsieren vor Anstrengung wie eine bis zum Äußersten gespannte Gitarrensaite. Mein Blick wiegt schwer auf ihm, als ich seine Verzweiflung inhaliere – die Ehrfurcht, die in seine Züge eingraviert ist.

„Das gefällt dir, Sklave?“, necke ich und lehne mich so nah an sein Ohr, dass er meinen warmen Atem spüren kann. „Macht dich das an, ja?“ Genau in diesem Moment zuckt seine Männlichkeit heftig, ein Tropfen perlt an seiner Spitze.

Ich kichere tief in meiner Kehle und genieße die zitternde Antwort seines Körpers auf meine Worte. „Brav!“ Geschmeidig streiche ich durch den feuchten Beweis seiner Erregung und halte ihm meinen glänzenden Daumen an die Lippen. „Aufmachen“, befehle ich sanft, aber unmissverständlich. Er zögert keine Sekunde und gehorcht. Seine Zunge umschmeichelt meinen Finger, während er sich sein eigenes Verlangen von den Lippen leckt. Ein dunkles Lächeln breitet sich aus über mein Gesicht. Perfekt.

Ich richte mich auf und trete zurück, vergrößere den Abstand. Sein Kopf folgt mir instinktiv, als könnte er mich selbst durch die Dunkelheit spüren – als hätte mein Körper eine unsichtbare Schwere, die seine Sinne gefangen hält. Der Latex knistert leise bei jedem Atemzug, und ich genieße die Vorstellung, wie er meine Formen nur mit dem Gehör und dem Geruch zu erfassen versucht. Es prickelt. Mein Verlangen flammt auf, lodert heiß in meiner Mitte.

Ich trete wieder näher, umfasse sein Kinn fest mit den Fingern und zwinge ihn, den Kopf in den Nacken zu legen. „Du gehörst mir.“, fauche ich gefährlich, die Zähne gefletscht.

Ein kurzer Ruck – und die Augenbinde fällt. Er blinzelt ins Licht. Ich halte seinen Blick gefangen. „Schau mich an.“ Meine Stimme ist leise, doch sie trägt die Schärfe eines Dolches. „Zeig mir, wie sehr du mich anbetest.“

Ein schweres Schlucken begleitet seine Antwort: „Über alles, Herrin.“

Behutsam drehe ich mich, betone jede geschwungene Linie meines Körpers in einer provokativen Inszenierung. Meine Hände gleiten nach hinten, packen fest zu. Meine Backen, weit auseinander. Ich gewähre ihm einen unverhüllten Blick, feucht und erfüllt von einem erregenden Duft. „Genieß es“, flüstere ich tief. Sein scharfes Atmen prickelt auf meiner Haut. Die Hitze sendet ein Glühen durch meinen Körper – süße gefährliche Funken der Lust.

„Mach schon.“, ermutige ich ihn mit kehliger Stimme vor Erregung. „Mach mich sauber. Zeig mir, dass du mein braver Sklave bist.“ Einen Augenblick lang zögert er, und ich kann seinen inneren Aufruhr praktisch spüren, den Kampf zwischen Kontrolle und Hingabe, der sich hinter seinen Stirn abspielt.

Doch dann, mit einem leichten, fast ehrfürchtigen Lächeln öffnet er seine Augen und sieht mich an. Ein stummes Versprechen, mir alles zu geben – bedingungslos und ohne Grenzen.

Ich senke mich näher zu ihm, bereit für diesen nächsten Schritt  – für uns beide. Dies hier ist mehr als ein Spiel. Es ist die Bestätigung dessen, was zwischen uns wächst. Die Erkenntnis, dass wir gemeinsam stärker sind, dass seine Hingabe mir die Kraft gibt, die ich brauche.

Er lehnt sich vor, seine Nase drückt gegen meine Spalte, während er tief meinen süßen Duft einatmet. Dann streckt er mit einem leisen Wimmern seine Zunge aus, zuerst zögerlich, bevor er mutiger wird. Er leckt mit breiten, flachen Stößen, jede Sekunde wächst die Leidenschaft. Ich stöhne leise, wiege meine Hüften im Takt. Schamlos reite ich auf seinem Gesicht. Es fühlt sich unglaublich an. Diese feuchte Hitze, die an meiner intimsten Stelle herumstochert. Das Reiben seiner Bartstoppeln, das mich weiter entfacht.

Meine Finger vergraben sich fest in seinem Haar. Ziehen ihn. Näher. Sein Gesicht verschwindet vollständig zwischen meinen Schenkeln. Gedämpftes Stöhnen. Vibrieren. Seine Zunge arbeitet schneller, tiefer. Er verehrt mich mit der unerschütterlichen Entschlossenheit eines Mannes, der nichts anderes will als seine Herrin zufriedenzustellen.

Schwer atmend ziehe ich mich zurück, blicke hinunter auf sein verschmiertes Gesicht. Speichel und Glanz zeichnen seine Wangen, bemalen ihn mit dem Beweis der Verderbtheit, und verdammt, wenn das nicht das Heißeste ist, was ich je gesehen habe. Mehr Lust baut sich in meinem Innersten auf, strahlt in pulsierenden Wellen nach außen, und ich weiß, dass ich nicht mehr lange standhalten werde. Nicht so, nicht, wenn er mich weiter so wunderbar bedient.

Ich gönne mir den Anblick seiner Hingabe, sauge jede Einzelheit in mich auf. Ich lasse mich von der Kraft berauschen, bevor ich mich wieder auf ihn senke. „Ja… genau das“, keuche ich, die Stimme rau und voller Verlangen. „So will ich dich. Guter Junge, bleib bei mir… gib mir mehr…“ Ich schließe meine Augen. „Lass nicht nach… Oh, Gott, noch tiefer, ja…“ Erste Wellen der Ekstase. Sinne werden verschlungen. Muskeln krampfen. Blut pocht. Gott, ich lasse ihn nie wieder los. Er gehört mir. Mein Spielzeug, mein ewiger Sklave – jetzt und für alle Zeit.

Doch ich zähme mein Verlangen, so schwer es auch fällt. Ich bin noch nicht fertig mit ihm. Langsam erhebe ich mich von seinem Gesicht, genieße das kühle Prickeln, als die Luft auf meine feuchte, heiße Haut trifft.

Ich beginne bedächtig um ihn herum zu schreiten. Meine Stilettos schaben mit quälender Langsamkeit über den kalten Steinboden. Das Geräusch wird in der Stille des Kellers verstärkt wie das Ticken einer Countdown-Uhr. Mit jedem bewussten Schritt orchestriere ich eine Symphonie der Vorfreude und verlängere die Folter süßer Spannung, als ich ihn umkreise wie eine Raubkatze, die ihre Beute fixiert.

Sanft streiche ich über seine Brust, male zärtliche, fast liebevolle Linien in den Schweiß, der seine erhitzte Haut überzieht. Das Zucken seiner Muskeln ist für mich mehr als nur eine körperliche Reaktion – es ist der stille Beweis seiner absoluten Hingabe.

„Du dachtest, das war schon alles?!“ Blanker Hohn gleitet über mein Gesicht. „Oh, nein!“, verspotte ich ihn, „Ich bin noch lange nicht fertig mit dir, Sklave.“ Ein bisschen theatralisch vielleicht, aber er soll ja wissen, wer hier das Sagen hat.

Ich lehne mich vor. Meine Zunge gleitet über sein Ohrläppchen, verweilt auf den empfindlichen Stellen. Ein sanftes Pusten folgt, ein Hauchen nur. Ein verspielter, kleiner Laut, entweicht meinen Lippen, als ich leicht an seinem Ohrläppchen knabbere. Meine Zunge fährt nass über seinen Hals, wie zur Vorbereitung eines Vampirbisses. Eine Demonstration meiner absoluten Herrschaft. „Mein…er ist!“ Hups, da habe ich mich versprochen…schnell ‚was nachschieben: „Hugh! Ich habe gesprochen!?“, rutscht mir raus. Oh, oh, gar nicht gut…das hat es jetzt nicht besser gemacht.

Ein Lächeln beginnt sich auf seinen Lippen zu kräuseln. Angestrengt beißt er die Zähne zusammen. Dann – bricht es aus ihm heraus. Er fängt an zu prusten. „Mein er ist?“ Tränen schießen ihm in die Augen, als er nicht mehr an sich halten kann. „Hugh, ich habe gesprochen?“, äfft er mich nach. „Was kommt als nächstes? Mein Schaaatzzz?“, zischt er zähnefletschend.

„Mein Schatz?“ Seine plötzliche Reaktion lässt mich für einen Moment erstarren. Dann sehe ich das Glitzern in seinen Augen und spüre, wie seine Schultern beginnen zu beben. „Ich bin deine Mutter…“, tönt er mit gedehnt verzerrter Stimme und bricht endgültig in schallendes Gelächter aus. „Nein, das ist eher Horror!“, lacht er.

„Mir ist gerade nichts eingefallen. Das ist aber auch nur, weil du unbedingt gestern diesen Filmeabend machen wolltest. Tut mir leid, ich mach das auch nicht jeden Tag.“, versuche ich mich ein wenig schmollend zu entschuldigen.

„Och, jeden Tag wäre auch nicht schlecht. Aber ist schon gut. Bis hierhin war großartig – muss ich echt sagen. Und die Klamotten…Bombe.“

„Sollen wir nochmal von vorne anfangen? Ich könnte nochmal die Treppe…“, frage ich hastig, erschrocken über den Verlauf.

„Nein, nein. Nächstes Mal.“, unterbricht er mich. „Jetzt mach mich los. Ich will ficken. Sonst platz‘ ich gleich.“

Ich halte kurz inne, während sein Grinsen breiter wird. „Na gut, ich sollte wohl noch etwas üben, was?“, murmele ich leise. Mit einem letzten, leicht neckenden Schimmer in den Augen löse ich die Campingseile.

Er richtet sich auf, bis wir auf Augenhöhe sind, sein Blick bohrt sich in meinen: „Schau mir in die Augen, Kleines.“ Sein Grinsen wird noch breiter, und wir beide können das Lachen nicht länger unterdrücken. Lauthals aus tiefster Seele bricht es aus uns heraus.

„Aber ernsthaft,“ sagt er schließlich, als wir das Lachen ausklingen lassen. „Der ‚Sklave‘ hätte sich schon einen ordentlichen Thron verdient – nicht diesen Klappstuhl aus dem Baumarkt.“ Er wischt sich die Tränen aus den Augen, und ich kann nicht anders als zu glucksen. „Ist das denn im Budget?“, funkele ich ihn an, als ich auf seinen Schoß gleite.

„Über das Budget können wir reden. Und die Waschmaschine – die sollten wir wenigstens abdecken…“ Er strahlt und zieht mich näher. Und so verbringen wir den Abend, unseren Keller stimmungsvoll zu planen.